Brief des Metropoliten Augoustinos

Spendenaufruf an die Gläubigen der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland

Geschlossene Kirchen in Geldnot wegen fehlender Kerzenspenden und Kollekten

 

Metropolit Augoustinos von DeutschlandLiebe Brüder und Schwestern in Christus,

als Euer geistlicher Vater wende ich mich heute an Euch, vor allem um Euch zu beglückwünschen, dass Ihr dem Aufruf unserer Kirche „Bleibt zuhause aus Nächstenliebe“ mit bewundernswerter Geduld und Konsequenz, mit bewegender Solidarität in Wort und Tat, aber auch mit noch nie dagewesenen persönlichen Opfern gefolgt seid. Dabei war sicher aus kirchlicher Sicht in dieser langen Zeit der Pandemie, die fehlende Möglichkeit, die Gottesdienste in der Kirche, insbesondere in der Karwoche und zu Ostern mitzufeiern, das größte dieser Opfer.

Ich bin sehr froh, dass die überwiegende Mehrheit der Christen in unseren Gemeinden gesund geblieben ist. Ich bete zu Gott, dass Ihr weiterhin alle gesund bleibt. Gleichzeitig versichere ich Euch, dass ich zutiefst betrübt bin über den Verlust unserer Brüder und Schwestern, die den Kampf mit dem Coronavirus verloren und Verwandte und Freunde zurückgelassen haben, die nun das zusätzliche Kreuz der Trauer tragen müssen. Nicht wenige von diesen konnten sogar die verstorbenen Angehörigen nicht auf ihrem letzten Weg begleiten, was besonders schmerzlich ist. Ich bete inständig dafür, dass die Entschlafenen zur Ruhe gelangen mögen an jenem Orte „wo kein Schmerz und Kummer mehr ist“, und die Trauernden Trost und Stärkung erfahren mögen finden durch die Macht der wunderbarsten Botschaft auf der Welt: Christus ist auferstanden!

In meiner diesjährigen Osterbotschaft, in der ich Euch die Hoffnung der Auferstehung verkündete, schrieb ich unter anderem: „ich bitte Euch, bleibt unserer gemeinsamen Mutter, der Kirche, treu, die gerade in diesen schwierigen Zeiten hilft, wo sie kann, und deshalb auch jede Hilfe verdient.“ Heute bitte ich Euch noch einmal ganz konkret, Eurer Kirche mit allen Euch zur Verfügung stehenden Kräften zu helfen. Die Schliessung unserer Kirchen durch höhere Gewalt beraubt derzeit unsere Metropolie ihrer wichtigsten Ressourcen und gefährdet ihre Handlungsfähigkeit und ihren uneingeschränkten Dienst an den Menschen, an Euch allen, eben so wie das rechte Zeugnis unseres Glaubens im Herzen Europas. Unsere Kirche in Deutschland existiert - und das ist in der Tat ein Wunder - dank Eurer Spenden: dank der Kerzen, die Ihr in der Kirche anzündet, dank Eurer Kollektenspenden, dank Eurer ehrenamtlichen Arbeit in der Kirche und dank der freiwilligen Spenden als Dauerauftrag.

Für letztere habe ich mich bereits im Jahr 2011 eingesetzt. Auch damals waren es schwierige Zeiten. Ihr seid aber trotzdem meinem damaligen Appell gefolgt. Auch jetzt bitte ich, bei allem Verständnis für die derzeitigen Schwierigkeiten, euch wiederum, Eurer Kirche so viel wie möglich zu helfen. Unser Ziel ist es, die Zahl der freiwilligen Dauerspenden deutlich zu erhöhen. Ein jeder von Euch und eine jede von Euch kann der eigenen Kirchengemeinde durch einen monatlichen Beitrag helfen, so geringfügig er auch sein mag. Sprecht mit Eurem Gemeindepfarrer und besorgt Euch das entsprechende Formular für einen Dauerauftrag. Am Ende eines jeden Jahres könnt Ihr dann auch für diese Spenden die vom Gesetzgeber vorgesehene Zuwendungsbescheinigung zwecks Steuerabzug zur Vorlage beim Finanzamt erhalten.

Diesen Brief schreibt Euer geistlicher Vater, der durch Gottes Gnade ein Alter von 82 Jahren erreicht hat, wovon 60 Jahre im kirchlichen Dienst hier in Deutschland verbracht wurden. Diejenigen von Euch, die mich kennen, wissen, was meine Überzeugung und mein ganz besonderes Anliegen ist. Ich glaube nämlich fest daran, dass Deutschland Gastarbeiter gerufen hat und Gott dauerhaft orthodoxe Christen in die Mitte Europas geschickt hat. Deswegen wagt es Euer Bischof diesen leidenschaftlichen Appell an Euch zu richten - nicht für sich selbst oder seine Priester, früher oder später wird keiner von uns mehr da sein – sondern um gemeinsam sicherzustellen, dass, solange diese Welt existiert, es Kirchen gibt, in denen unsere Nachfahren getauft werden und heiraten und unsere Kinder und Kindeskinder und alle nachfolgenden Generationen beten und das Heil Gottes erfahren können.
Bleibt gesund an Leib und Seele! Ich umarme Euch alle väterlich und rufe euch aus ganzem Herzen zu: Christus ist auferstanden!

 

Euer Metropolit

+ Augoustinos von Deutschland

Bonn, den 29.April 2020